Neujahrs Konzert «Aus der Neuen Welt»
LVIV NATIONAL PHILHARMONIC SYMPHONY ORCHESTRA & Violina Petrychenko (Klavier)
07.01.2025 um 20.00 Uhr Konzerthaus, Karlsruhe
Der Abend wird mit Mykola Lysenkos Ouverture zu seiner Oper «Taras Bulba» (1880 – 1890) eröffnet. Sie basiert auf der gleichnamigen Erzählung von Nicolai Gogol, die den kosakischen Freiheitskampf in der Ukraine Anfang des 17. Jahrhunderts erzählt. Deutlich hört man hier die Liebe zu seinem Heimatland heraus.
Mykola Kolessa „Ukrainische Suite“ (1928) – von einem prominenten Einwohner Lembergs. Dieses farbenfrohe Werk, das von der malerischen Natur, dem Leben und den Traditionen der Ukrainer inspiriert ist, war Kolessa erste bedeutende Komposition und seine Abschlussarbeit als Absolvent des Prager Konservatoriums. Der Musiker hatte 102 Lebensjahre zur Verfügung, um sich musikalisch zu entfalten. Allerdings litt er, wie fast alle Künstler in einem kommunistischen Umfeld, unter dessen Einschränkung, weil nicht Fachleute, sondern Ideologen sich anmaßen, Maßstäbe zu installieren. Kolessa fand Arbeitsfelder in der Volksmusik, die oft Grundlage seiner fantastischen Musik wurde. Sie ist vom Geist des zwanzigsten Jahrhunderts durchdrungen, und ihre Romantik enthält nicht nur europäische, sondern auch kosmopolitische Züge, auf eine gute Art und Weise.
Als nächstes Stück kommt das Konzert für Klavier und Symphony Orchester von Vasyl Barvinskyi.
Wohl nicht sehr viele werden den Namen des ukrainischen Komponisten Vasyl Barvinskyi schon einmal gehört haben. Dass er ein hervorragender Komponist gewesen sein soll, davon konnte man sich, dank Violina Petrychenko, die vier seiner Präludien spielte, selbst überzeugen. Er soll auch ein guter Pianist, Musikwissenschaftler, Dirigent, und Pädagoge gewesen sein. Übrigens hat er auch bei Novak in Prag studiert, wo auch die Präludien entstanden. Barvinskyi ist ein typisches und extrem tragisches Opfer der kommunistischen Ideologie. Aufgestiegen bis zum Direktor des Höheren Musikinstituts Mykola Lyssenko in Lwiw, wurde er denunziert und kam zehn Jahre in ein Arbeitslager. Was aber wohl infam und für einen schöpferischen Menschen unerträglich sein muss: Alle seine bis dahin entstandene Werke mussten vernichtet werden. Zwar wurde der Musiker rehabilitiert, doch seine Arbeiten waren nicht mehr vorhanden, fehlten ein Vierteljahrhundert im Konzertrepertoire seiner Heimat, mussten teilweise neu, aus der Erinnerung entstehen. Glücklicherweise aber hatten einige Kollegen Noten in Sicherheit gebracht, die dann stückweise wieder auftauchten.
Das Konzert für Klavier wird von Solistin Violina Petrychenko aufgeführt.
Aus der Vergessenheit will Violina Petrychenko die Musik ihrer Landsleute heben, zum Repertoire europäischer Musik hinzufügen. . Versuche, die ihr mit Bravour gelingen.
Wir können jedenfalls froh sein, sie als Pianistin mit einem osteuropäisch geprägten Programm zu erleben. Vermutlich würde der Zuhörer ebenfalls große Freude empfinden, wenn die Ukrainerin Beethoven, Brahms oder Mozart spielen würde. Dass die hervorragende Pianistin die Musik ihrer Heimat in die Welt trägt, ist ihr besonderer Verdienst. Sie wird an diesem Abend, bei allen durchaus Beklemmung aus Gedanken auslösen, die ihre Schilderungen der widrigen Umstände in den Komponistenleben auch aufkommen lassen, viel Freude bei den Zuhörern erzeugt, die durch die herausragende Musikerin Schönes und Neues hören dürfen.
In zweiten Teil des Konzertes wird die von Antonín Dvořák Symphonie Nr.9 „Aus der Neuen Welt“ aufgeführt. Sinfonische Meisterwerke bedürfen oft nicht nur der inneren Inspiration des Komponisten, sondern auch einer Stimulation von außen durch neue Lebensumstände oder einen besonderen Auftrag. Symphonie trägt den Namen Aus der Neuen Welt (Z nového světa), da sie von Dvořáks dreijährigem Amerika-Aufenthalt inspiriert wurde. Die Aufführung dieser Sinfonie inspiriert ukrainische Musiker dazu, die Ukraine zu präsentieren, die sich der Welt im 21 Jahrhundert als neues, unabhängiges Land bekannt wurde.
Das Neujahrskonzert ist vom LVIV NATIONAL PHILHARMONIC SYMPHONY ORCHESTRA präsentiert. Die folgenden kurzen Fakten über das Orchester sind für das Publikum interessant:
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Das weltberühmte Orchester ist eines der ältesten, größten und bekanntesten Orchester der Ukraine. Vor 121 Jahren, im Jahr 1902, in Lemberg gegründet, hat das Orchester die besten Traditionen der europäischen Musik bewahrt und die Ukraine auf höchstem Niveau in der Welt vertreten.
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Die Geschichte des Lemberger Philharmonischen Symphonieorchesters ist mit berühmten Namen verbunden. Richard Strauss, Gustav Mahler, Ruggiero Leoncavallo, Mieczyslaw Karłowicz und Lorenzo Perosi haben als Gastdirigenten gearbeitet.
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Das Orchester hat mit prominenten Komponisten wie Maurice Ravel, Béla Bartók und Karol Szymanowski sowie mit Solisten wie Arthur Rubinstein, Ferruccio Busoni, Wanda Landowska, Jacob Milstein, Eugène Isay, Pablo Casals, Sviatoslav Richter, Mstislav Rostropovich und vielen anderen berühmten Sängern und Musikern zusammengearbeitet.
- Das Orchester hat Tourneen in der ganzen Welt, die renommiertesten Bühnen, tadelloses Spiel und immer wieder einzigartige Uraufführungen. Die Carnegie Hall und die Radio City Music Hall in New York, die Königliche Philharmonie in Stockholm und Madrid, die Berliner Philharmonie, das Teatro Lucio und der Palau de la Música in Barcelona, die Kongresshalle in Valencia, die Victoria Hall und die Tonhalle in Genf und Zürich sowie Dutzende anderer berühmter Konzertsäle in aller Welt spendeten den Musikern nach den Konzerten stehende Ovationen.
Am 7. Januar 2025 um 20.00 Uhr sind das LVIV National Philharmonic Symphonie Orchestra und Violina Pertychenko zu Gast im Konzerthaus Karlsruhe. Dirigent – Volodymyr Syvokhip.
Quelle: Magazin Klappe auf (Dezember/Januar) auf Seite 52 ist das Konzert als TIPP bezeichnet.