Belletristik aus der Ukraine

Ukrainische Literatur

 

Belletristik aus der Ukraine
Jurij Wynnytschuk

Im Schatten der Mohnblüte

Aus dem Ukrainischen von Alexander Kratochvil
Haymon Verlag 2014
ISBN 978-3-7099-7145-1  

Ein Ukrainer, ein Deutscher, ein Pole, ein Jude. Die Heimat der vier jungen Freunde, das multikulturelle Lemberg der 1930er, ist ein bunter Ort voller bezaubernd kurioser Figuren – von der Großmutter, die leidenschaftlich als professionelles Klageweib arbeitet, bis hin zur uralten Bibliothekarin, die nicht sterben kann, bevor ihr Verlobter nicht aus den mystischen Tiefen der Regalreihen zurückgekehrt ist. Mit der Ankunft der Sowjets und später der Nazis wandelt sich die Stadt in einen düsteren Ort. Inmitten der Kriegswirren hinterlässt eine schicksalhafte Melodie Spuren, die bis in die Gegenwart führen: der Todestango. Auf geheimnisvolle Weise bringt er die Erinnerung an ein früheres Leben zurück und macht so möglich, dass geliebte Menschen sich wiederfinden können – dort, wo der Mohn tanzt.
Im Schatten der Mohnblüte ist eine bewegende Geschichte über Freundschaft, Ideale und Rückgrat im Angesicht größter Grausamkeit, die zeigt, dass Schatten stets auch Licht bedingt.

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Myroslaw Marynowytsch

Das Universum hinter dem Stacheldraht: Memoiren eines sowjet-ukrainischen Dissidenten

ibidem 2023
ISBN 9783838218069

Myroslaw Marynowytsch, 1949 im ukrainischen Dorf Komarovychi nahe Lwiw geboren, ist ukrainischer Menschenrechtsaktivist, Mitbegründer der ukrainischen Helsinki-Gruppe, politischer Gefangener, später Präsident und jetzt Ehrenpräsident der ukrainischen Vereinigung von Amnesty International und Ehrenpräsident des ukrainischen PEN-Zentrums sowie Träger des Ordens der Freiheit der Ukraine und zahlreicher anderer Ehrungen. Er arbeitet als Publizist sowie Religionswissenschaftler und Vizerektor der Ukrainischen Katholischen Universität in Lwiw. Wegen seiner Mitarbeit in der ukrainischen Helsinki-Menschenrechtsgruppe wurde Marynowitsch während der Breschnew-Ära sieben Jahre als Dissident in einem Arbeitslager inhaftiert und zwangsweise für drei Jahre ins Exil nach Kasachstan geschickt. Die Gruppe war die erste legale, nicht im Untergrund agierende Gruppe der Widerstandsbewegung, welche die Menschenrechtssituation in der Ukraine während der Sowjetzeit an die Öffentlichkeit brachte. Myroslaw Marynowytsch wuchs in einer eng verbundenen galizischen Familie auf, absolvierte die sowjetische Schule und studierte Elektrotechnik am Polytechnikum in Lwiw. All dies spielte auch eine wichtige Rolle bei seiner Entwicklung in Richtung Widerstand gegen das totalitäre Regime. Authentisch, bewegend und offen erzählt er vom Leben im sowjetischen Kyjiw während der Zeit der Helsinki-Bewegung, von den Aktivitäten der ukrainischen Gruppe, von der Überwachung durch den KGB, von ungerechtfertigten Verhaftungen und der ungerechten sowjetischen Justiz. Er berichtet ausführlich über das Leben im Lager für politische Gefangene »Perm-36« und beschreibt die Umstände seiner anschließenden Verbannung. Er widmet dem spirituellen Wachstum eines Menschen in einer Extremsituation große Aufmerksamkeit, gibt faszinierende Einblicke in seine Gedanken zum Dissidententum und zum Wesen des Totalitarismus. Zuletzt fällt er sein Urteil über das kommunistische System – auch angesichts des Krieges von Russland gegen die Ukraine, der mit der Annexion der Krim im Februar 2014 begann, am 24. Februar 2022 mit einer umfassenden Invasion fortgesetzt wurde und immer noch andauert. Das Buch endet zudem mit zukunftsweisenden Überlegungen über den Krieg hinaus.

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Ganna Gnedkova (Hg.)

Ukraine mon amour 

Stimmen einer freien Nation
Passagen Verlag 2023
ISBN 978-3-7092-0533-4

Kurz nach der Revolution auf dem Euromaidan 2013–2014 annektierte die Russische Föderation unter Wladimir Putin die Krym. Seither befindet sich die Ukraine im Kriegszustand. Dieser Band versammelt Essays ukrainischer Intellektueller, die die politische und gesellschaftliche Entwicklung ihres Landes von 2013 bis heute analysieren. Der Krieg in der Ukraine ist in aller Munde. Es ist Zeit, der Ukraine selbst eine Stimme zu geben.
Nach Jahrhunderten des Kampfes um ihre Unabhängigkeit und Souveränität wurde die Ukraine 1991 endlich wieder ein freies Land. Doch seit ihrer Unabhängigkeit versucht das imperialistische Russland die Ukraine wieder zu kolonialisieren. Ukraine mon amour ist eine essayistische Chronik des russischen-ukrainischen Krieges, der in Wahrheit bereits acht Jahre andauert. Die Essays dieses Bandes, die von Ende 2013 bis Anfang 2022 verfasst wurden, sind ein Spiegel des Kampfes der Ukraine gegen Fremdherrschaft und Okkupation. Es sind die Stimmen der Ukraine, keine Stimmen über die Ukraine. Das Buch präsentiert Texte aus der Zeit nach dem russischen Überfall auf die Krym und spiegelt die Auseinandersetzung prominenter ukrainischer Schriftsteller und Intellektueller mit der daraus entstandenen Situation sowie mit grundsätzlichen Fragen unserer gesellschaftlichen Orientierung.
Mit Texten von:
Wiktorija Amelina, Jurij Andruchowytsch, Sofija Andruchowytsch, Kateryna Babkina, Andrij Bondar, Jaroslaw Hryzak, Tamara Hundorowa, Wolodymyr Jermolenko, Irena Karpa, Wachtang Kipiani, Roman Malynowskyj, Wolodymyr Rafejenko, Oksana Sabuschko, Serhij Schadan, Natalka Snjadanko, Olena Stjaschkina, Mykola Rjabtschuk, Ganna Uliura, Jurij Wynnytschuk

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Maria Matios

Darina, die Süße

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe
Haymon Verlag 2014
ISBN 978-3-85218-914-7

Die bewegte Geschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert in einem ergreifenden Roman.
Darina und die Bukowina: ein Leben und ein Land der Zwischentöne.
Ein kleines Dorf im Grenzland der Bukowina – dort lebt Darina. Sie ist scheinbar stumm und man sagt von ihr, sie sei „nicht ganz bei Verstand“. Darina lebt allein im Bauernhaus ihrer Eltern. Einzig Zwytschok, dessen Herkunft niemand kennt, kümmert sich liebevoll um die Außenseiterin. Doch wie alle anderen im Dorf weiß auch er nicht, welche dramatische Geschichte sich in Darinas Vergangenheit verbirgt – eine Geschichte, die tief in die Kriegs- und Nachkriegswirren Osteuropas führt.

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Tanya Pyankova

Das Zeitalter der Roten Ameisen

ecco 2022
ISBN 978-3-7530-0077-0

JEDER WEISS DAVON, KEINER SPRICHT DARÜBER – DER GROSSE UKRAINE-ROMAN
Poltawa, Ukraine, 1932: Die junge Yavdokha versucht verzweifelt, sich und ihre Familie am Leben zu halten – doch der Hunger setzt nicht nur ihren Körpern zu, sondern immer mehr Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung greifen zu verzweifelten, unmenschlichen Maßnahmen im Kampf um das nackte Überleben. Nur wenige Kilometer von ihnen entfernt wird Solya, die wohlhabende Frau des ortsansässigen Parteivorsitzenden, von ihren eigenen, völlig unterschiedlichen Dämonen heimgesucht und scheitert daran, Gewicht zu verlieren – und Svyryd, ein Repräsentant der sowjetischen Kommunalverwaltung, nutzt seine Machtposition, um seine große Liebe Anna, Yavdokhas Mutter, zu manipulieren.
In drei verschiedenen Erzählstimmen erschafft Tanya Pyankova das erschreckend aktuelle Psychogramm einer Zeit und einer Nation, das relevanter nicht sein könnte: Die von der Sowjetunion besetzte Ukraine erlitt eine Hungersnot, die das Leben vieler Millionen Menschen forderte – und die von den Besatzern als politisches Machtinstrument gezielt hervorgerufen worden war. Dieser Genozid ging als Holodomor (»Tötung durch Hunger«) in die Geschichte ein.

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Sofia Yablonska

Der Charme von Marokko

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe
Kupido Literaturverlag 2020
ISBN 978-3-96675-010-3 

Das Erstlingswerk einer jungen Autorin, die seit ihrer Entdeckung zum Kanon der ukrainischen Literatur gehört. Sofia Yablonska (1907 – 1971) lebte den Traum der heutigen Generation.
Mit nur 19 Jahren ging sie nach Paris, um Schauspiel zu lernen, entdeckte weitere Horizonte und wurde als Schriftstellerin zu einer Ikone dokumentarischen Schreibens und zu einem Emblem des Wunsches nach Selbstbestimmung.
Sofia Yablonskas Der Charme von Marokko erschien erstmals 1932 in Buchform, vier Jahre nach dem Beginn ihrer Reise nach Nordafrika. Die Autorin reist allein, was auch heute noch bedeutsam wäre, damals aber einzigartig war, und hält ihre Reiseeindrücke nich nur schreibend, sondern auch fotografierend fest. Auf beiden Ebenen ihrer Reportage lässt sie ihre Leser nicht nur an ihrer Reise, sondern auch an einem Wandel ihrer Einstellung teilnehmen, mit der sie sich ihrer Umgebung nähert. Während ihr diese anfangs noch als Katalysator des eigenen ekstatischen Erlebens dient, wechselt die Reisende mehr und mehr in den Modus des Dialogs, aus dem heraus das Erlebte geschildert wird. Dabei kommt ihr zugute, dass sich ihre Schilderungen nicht aus einer männlichen Perspektive ergeben, sondern aus der weiblichen, was ihr beispielsweise den Besuch eines Harems erlaubt.

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Sofia Andruchowytsch 

Der Papierjunge 

Aus dem Ukrainischen von Maria Weissenböck 
Residenz Verlag 2016

Ein Buch wie eine Wunderkammer: „Der Papierjunge“ erweckt eine vergangene Epoche zum Leben und erzählt von Verstrickung, Hingabe und Verrat.
Stanislau um 1900: eine galizische Kleinstadt am Rande der Monarchie. Adelja und Stefa, „miteinander verflochten wie die Stämme zweier Bäume“, einander stützend, einander die Luft zum Atmen nehmend, wachsen gemeinsam auf. Als Adelja den Steinmetz Petro heiratet, wird aus der engen Verstrickung ein Dreieck, aus dem Stefa sich vergeblich zu befreien trachtet. Und als der Magier Torn mit seinem Zirkus die Stadt besucht, taucht plötzlich der engelsgleiche Junge Felix in Petros Werkstatt auf – ein kleiner Schlangenmensch, sprachlos, biegsam und brüchig wie Papier.
„Der Papierjunge“ bietet mehr als ein dichtes, mit sinnlichen Eindrücken und Details gesättigtes Bild einer Epoche, es ist eine drängend erzählte Geschichte von Liebe und Verrat.

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Kateryna Babkina

Heute fahre ich nach Morgen

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe
Haymon Verlag 2016
ISBN 978-3-7099-7227-4 

In der flirrenden Hitze eines ukrainischen Sommers: eine sinnliche Reise ins Unbekannte.
Nach dieser Nacht wird alles anders sein
Jung, kreativ, unbeschwert: Die selbstbewusste und abenteuerlustige Künstlerin Sonja genießt ihr Leben in vollen Zügen. An morgen muss sie nicht denken – jeder Tag bringt ohnehin etwas Neues. Warum sich also festlegen? Doch inmitten der langsam dahinfließenden Sommertagen nimmt die Sorglosigkeit ein abruptes Ende: Über Nacht von ihrem Freund verlassen und von einer ungeplanten Schwangerschaft überrumpelt, wird sie mit ganz neuen Fragen konfrontiert …
Hunger nach Leben und Antworten: Die Welt ruft!
Die ungewohnte Situation ist für Sonja ein grober Einschnitt, aber auch eine neue Perspektive: Bisher unbekannte Wege und Horizonte eröffnen sich ihr. Hinter dem Steuer eines alten Lada macht sie sich auf die Reise – und auf die Suche nach sich selbst. Auf nächtlichen Straßen begegnen ihr skurrile Gesichter und mit noch skurrileren Geschichten. Wohin führt sie ihr Abenteuer? Wird sie finden, was sie sucht? Und welche Rolle spielt der geheimnisvolle Kai, der mit seiner ungewöhnlichen Geschäftsidee, Wunder zu verkaufen, durch Europa zieht?
Poesie und Prosa tanzen eng umschlungen
Kateryna Babkina, eine der vielversprechendsten Schriftstellerinnen der Ukraine, überrascht, verzaubert und beschenkt uns mit einem mitreißenden, abenteuerlichen und gleichzeitig feinfühligen Roman. Mit ihrer unverwechselbar federleichten und atmosphärischen Sprache lässt sie sinnliche Bilder aufsteigen und erzählt lebendig und beschwingt von der Gefühlswelt einer jungen Frau. Mutig, voller Überraschungen und gutem Humor!

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Sofia Andruchowytsch 

Die Geschichte von Romana. Das Amadoka-­Epos 1

Aus dem Ukrainischen von Alexander Kratochvil und  Maria Weissenböck
Resindenz Verlag 2023
ISBN: 9783701717637

Das Ukraine-Epos „Amadoka“ führt uns eindrücklich vor Augen: Wer seine Erinnerung verliert, verliert sich selbst.
Romana ist eine Frau, die Geschichten zusammensetzt und Erinnerungen sammelt: eine Archivarin. Sie glaubt, in einem namenlosen Soldaten, der 2014 schwerverletzt aus dem Krieg im Donbass zurückkehrt, ihren verschollenen Ehemann Bohdan zu erkennen: Der Mann ist zu verstümmelt, um identifiziert zu werden, und zu traumatisiert, um sich zu erinnern. Romana versucht, Bohdan erzählend Gedächtnis und Identität zurückzugeben. Einst hat er ihr einen geheimnisvollen Koffer mit Fotos und Dokumenten übergeben. Dieser Koffer wird zum Ausgangspunkt einer Suche nach der gemeinsamen Vergangenheit. Vielleicht ist Romana aber nur eine unzuverlässige Erzählerin, die einem fremden Soldaten eine Biografie anbietet…

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Sofia Andruchowytsch

Die Geschichte von Uljana. Das Amadoka-­Epos 3

Aus dem Ukrainischen von Alexander Kratochvil und  Maria Weissenböck
Residenz Verlag 2024
ISBN: 9783701717651

Ein Jahrhundert ukrainischer Geschichte, fesselnd erzählt – Band 3 gehört Sofia und ihrer heimlichen Beziehung mit dem Doppelagenten Wiktor Petrow
Unter dem Stalinismus wurde die „Sowjetukraine“ nicht nur Opfer einer mörderischen Hungersnot, auch die Intelligentsia und das blühende literarische Leben der 1920er wurden gnadenlos vernichtet. Im Zentrum der intellektuellen Zirkel von Kiew stehen der Dichter Mykola Zerow und seine schöne Frau Sofia. Als Zerow 1934 verhaftet und 1937 von Stalins Schergen erschossen wird, spielt Sofias Geliebter, der mysteriöse Autor, Wissenschaftler und sowjetisch-deutsche Doppelagent Wiktor Petrow eine zwielichtige Rolle. In der „Geschichte von Sofia“, dem letzten Band von „Amadoka“, enthüllt sich endlich Bogdans wahre Identität – die eng mit seiner Heimatstadt Mariupol, der Geschichte des Agenten Petrow und dem Massaker von Babyn Jar verknüpft ist.

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Walerjan Pidmohylnyj

Die Stadt

Aus dem Ukrainischen von Alexander Kratochvil, Lukas Joura, Jakob Wunderwald und Lina Zalitok
Guggolz Verlag 2022
ISBN 978-3-945370-35-3

Walerjan Pidmohylnyj (1901–1937) hat mit »Die Stadt« 1928 einen Roman geschaffen, der von der psychologischen Prosa des französischen Naturalismus, die Pidmohylnyj selbst ins Ukrainische übersetzt hat, inspiriert ist und zum Kernbestand der ukrainischen literarischen Moderne gehört. Der Existenzialismus blitzt schon durch die Zeilen, die sanft ironische Erzählweise schlägt immer wieder in bissigen Spott um – und dennoch vermag Pidmohylnyj es auf atemberaubende Weise, von den sozialen und gesellschaftlichen Verwerfungen der Zeit nicht nur zu berichten, sondern sie uns erzählerisch vor Augen zu führen und begreifbar zu machen. Stepan, dessen Weg wir lesend miterleben, kommt voller Erwartungen und mit großen Zielen in die Metropole Kyjiw, wo er ein Studium beginnen und dabei mithelfen möchte, den Sozialismus aufzubauen.
Die Stadt und ihre Bewohner faszinieren ihn, stoßen ihn aber gleichzeitig auch ab und genügen seinen überzogenen Ansprüchen nicht. Vor allem aber stürzen sie ihn in chaotische Verhältnisse und machen seine hehren Pläne zunichte: Als Stepan dann auch noch Feuer für die Schriftstellerei fängt, kommt er endgültig vom Kurs ab. Alexander Kratochvil hat in Zusammenarbeit mit Lukas Joura, Jakob Wunderwald und Lina Zalitok die abgründig schillernde Erzählung in ein elegant doppelbödiges Deutsch gebracht, mit einer Vielzahl an geschliffenen Formulierungen und zugespitzten Dialogen. »Die Stadt«, dieses Meisterwerk der ukrainischen Literatur des frühen 20. Jahrhunderts, fügt der vielstimmigen europäischen Moderne eine hierzulande bisher unbekannte weitere Facette hinzu.

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Mike Johansen

Die Reise des gelehrten Doktor Leonardo und seiner zukünftigen Geliebten, der schönen Alceste, in die Slobidische Schweiz

Aus dem Ukrainischen von JOHANNES QUECK
Secesion Verlag 2023 
ISBN 978-3-96639-064-4

Ende 1920er Jahre: Ein spanischer Tyrannentöter flieht als ukrainischer Kommunist in der Steppenlandschaft von Cherson vor mordlustigen Kurkulen. Ein italienisches Lie- bespaar in spe reist durch die Slobidische Schweiz und begegnet dort dem schlauen, mit Alkoholproblemen kämpfenden Bauer Schildkröt, dem für eine bessere Zukunft paukenden Studenten Perebyjnis und einem einstigen Holzfäller, der jetzt als guter Baumpflanzer mit zweifelhafter Biografie ein dürftiges Chalet auf den Höhen über dem Dinez bewohnt.
Wird Leonardo Alceste für sich gewinnen können, und was hat es mit den ständigen Einlassungen des Erzählers auf sich? Magie und Realismus, Menschlichkeit und poli- tisches Spiegelkabinett sowie höchste Erzählkunst verweben sich zu einer überaus hellsichtigen Vision einer in den Verwerfungen der Geschichte des 20sten Jahrhunderts gefangenen Ukraine.
Vor dem Hintergrund einer ins Absurde überhöhten Handlung verhandelt Johansen leichtfüßig und gedankenschwer höchst aktuelle Themen. Mit seiner kunstvollen Ein- webung der ukrainischen Landschaft, Geschichte und Bevölkerung in einen gesamt-europäischen Kontext (!) verdeutlicht er die Eigenständigkeit der ukrainischen Tradition, deren Bezeugung heute dringlicher denn je erscheint.

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Aleksandra Konarzewska, Schamma Schahadat, Nina Weller (Hrsg.)

„ALLES IST TEURER ALS UKRAINISCHES LEBEN“ Texte über Westsplaining und den Krieg

edition.fotoTAPETA 2023
ISBN 978-3-949262-11-1

„Westsplaining“, das meint die herablassend-paternalistische Haltung von Intellektuellenden des im weitesten Sinne verstandenen Westen zu den Meinungen, Gedanken und Überzeugungen der Europäer aus Osteuropa. „Liebe westeuropäische Intellektuelle“, schreibt der polnische Schriftsteller Szczepan Twardoch dagegen an, „Ihr habt keine Ahnung von Russland. Russland hat euch nie berührt, weder euch noch eure Vorfahren. Ihr versteht es nicht, noch weniger versteht ihr Osteuropa …“ – Die in dieser Flugschrift versammelten Texte bieten Einblicke in die seit dem 24. Februar 2022 geführte Debatte zum „Westsplaining“: Texte über russische Soft Power im Kulturbereich und über die koloniale Missachtung des Selbstbestimmungsrechts der „kleinen Nationen“.
Mit Beiträgen von …
Felix Ackermann, Victoria Amelina, Fabian Bechtle, Alida Bremer, Vasyl Cherepanyn, Claudia Dathe, Franziska Davies, Andrii Dostliev, Lia Dostlieva, Tanja Dückers, Kinga Dunin,  Jens Herlth, Witold Jurasz, Leon Kahane, Tomasz Kamusella, Botakoz Kassymbekova, Aliaksei Kazharski, Karolina Kołpak, Aleksandra Konarzewska, Alexander Kratochvil, Marcel Krueger, Halyna Kruk, Michael Martens, Sergei Medwedew, Kateryna Mishchenko, Matthew Omolesky, Oleksiy Panych, Andrii Portnov, Olga Radetzkaja, Oleksiy Radynski, Wolodymyr Rafejenko, Petro Rychlo, Oksana Sabuschko, Boris Schumatsky, Marci Shore, Susan Smith-Peter, Natalka Sniadanko, Timothy Snyder, Szczepan Twardoch, Thomas Weiler, Annette Werberger, Georg Witte, Serhij Zhadan

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Serhij Zhadan

Mesopotamien

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe, Juri Durkot und Sabine Stöhr
Suhrkamp 2022
ISBN 978-3-518-46778-7

Zhadans Helden kämpfen gegen die Verfinsterung ihres Lebens in der Ukraine. Sie sind Rebellen der Existenz. Und vor dem Hintergrund des Krieges ringen sie um ihre Liebe, um ein mutiges, freies Verhältnis zueinander und um die eine Geschichte, die irgendwann alle über dieses Chaos erzählen werden. Mesopotamien ist das Meisterwerk von Serhij Zhadan, eine leidenschaftliche Liebeserklärung an seine Heimat

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Sofia Andruchowytsch

Die Geschichte von Uljana. Das Amadoka-­Epos 2.

Residenz Verlag 2023
ISBN: 9783701717644

Aus dem Ukrainischen von Alexander Kratochvil und  Maria Weissenböck
Ein Jahrhundert ukrainischer Geschichte, fesselnd erzählt – Band 2 gehört Uljana und ihrer verbotenen Liebe zu einem Juden im Nationalsozialismus.
Mit der „Geschichte von Uljana“, dem zweiten Band des Amadoka-Epos, entführt uns Sofia Andruchowytsch in die 1930er-Jahre, in das galizische Städtchen Butschatsch mit seiner multiethnischen Bevölkerung. Zwischen dem ukrainischen Mädchen Uljana und dem jüdischen Jungen Pinkhas wächst eine ungestüme, jedoch heimliche Liebe. Mit der nationalsozialistischen Besatzung 1941 beginnen die Deportationen der jüdischen Bevölkerung. Uljanas Vater versucht unter Lebensgefahr zu helfen, manche im Ort allerdings beteiligen sich aktiv am Morden, und wieder andere schlagen sich auf die Seite der anrückenden Sowjets. Zu Kriegsende jedoch zieht sich eine Schlinge aus Geheimnis, Verrat und Gewalt unerbittlich zu – und weder Uljanas Liebe noch ihre Familie werden ihrem grausamen Schicksal entgehen …

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Haska Shyyan 

HINTER DEM RÜCKEN

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe
edition.fotoTAPETA 2022 
ISBN 978-3-949262-11-1 

Die Ukraine im Krieg. 2014 beginnt der Albtraum, auch für die Protagonistin dieses Romans, eine junge, erfolgreiche Frau. Ihre Beziehung, ihr Alltag gehen in die Brüche, als ihr Freund freiwillig an die Front zieht. Während der Krieg im Osten Teil des Alltäglichen wird, muss sie sich ein neues Leben aufbauen. Die Geschichte einer Frau, die etwas will. Ein Roman über eine Europäerin und ihr Land. – Das Projekt wird kofinanziert durch das Programm Kreatives Europa der Europäischen Union.

 

 

Belletristik aus der Ukraine
Oksana Sabuschko

Museum der vergessenen Geheimnisse

Aus dem Ukrainischen von Alexander Kratochvil
S.Fischer 2014
ISBN: 978-3-596-18932-8 

Die schwierige Geschichte der Ukraine, erzählt in einem atemberaubenden Roman
Wer weiß schon wirklich etwas über die Ukraine? Die aufregendste Schriftstellerin der Ukraine Oksana Sabuschko rechnet schonungslos und mutig mit den gesellschaftlichen Verhältnissen ihres Landes ab: Daryna ist Fernsehproduzentin in Kiew. Eines Tages entdeckt sie ein Foto der Partisanin Helzja, Mitglied der Ukrainischen Aufstandsarmee in den 40er Jahren, und beschließt, ihrer Geschichte nachzuspüren. Als sie sich im Zuge ihrer Recherche in Helzjas Enkel Adrian verliebt, steckt sie bereits mitten im Geschehen. Sabuschko entfaltet die Geschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert, indem sie das Verschwiegene aufdeckt. Schonungslos geht sie mit Männern und Frauen, mit Machthabern und Opfern um.