Andacht für Opfer des Holodomors (Kirche St.Bonifatius, Karlsruhe)

Andacht
Sehr geehrte Damen und Herren,
Kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 wurde die Mahnwache am St. Bonifatius Kirche  für die Opfer des Krieges und für den Frieden aufgerufen. Die 91. Mahnwache am 23. November ist dem 91. Jahrestag des Beginns des Holodomors gedacht.

Das ukrainische Wort „Holodomor“ bedeutet „Mord durch Hunger“ und bezieht sich auf den gezielten und massenhaften Hungermord von Millionen von Ukrainern, Frauen, Männern und Kindern in den Jahren 1932-1933 in der Ukraine, die damals Teil der Sowjetunion war. Die Hungersnot wurde nicht durch eine Missernte verursacht: Der Bevölkerung wurden die Lebensmittel weggenommen.  Der Holodomor war eine bewusste und geplante Aktion Stalins, um die Ukraine in das sowjetische System zu zwingen. Die Sowjetunion verfolgte eine Politik der Desinformation, indem sie die Fakten über die große Hungersnot vertuschte und verheimlichte. Erst nach der Unabhängigkeit der Ukraine wurden Archivdokumente und Augenzeugenberichte öffentlich gemacht. Die Zahl der Opfer des Holodomors ist nur schwer zu ermitteln und variiert zwischen 4 und 7 Millionen.

Der vierte Samstag im November wird in der Ukraine als Holodomor-Gedenktag begangen. Jedes Jahr findet an diesem Tag die Aktion „Zünde die Kerze an“ statt.

Der Bundestag hat am 30. November 2022 die Hungersnot in der ukrainischen Sowjetrepublik in den Jahren 1932 und 1933 als Völkermord anerkannt.

Die Parallelen zwischen dem Holodomor und Russlands brutalem Angriff auf die Ukraine werden immer deutlicher. Wie in den Jahren 1932-33 wird auch 2022-23 die Lebensgrundlage der Menschen zerstört. Neunzig Jahre nach dem Holodomor setzt Russland erneut Nahrungsmittel als Waffe gegen die Ukraine ein, zerstört die ukrainische Landwirtschaft, vermint Felder und blockiert Häfen.

*Die Veranstaltung findet zweisprachig auf Deutsch und Ukrainisch statt.