Eine Erfolgsgeschichte einer kleinen Nähfabrik in der Westukraine

Zum  Anfang des Angriffskrieges entwickelten wir eine andere Idee, sich in dieser Zeit zu engagieren: Wir wollten eine Nähfabrik gründen und sie unterstützen, die der Bedürfnissen aktueller Zeit gerecht wird. Eine weitere Seite dieser Initiative – Arbeitsplätze sowohl für die Einwohner als auch für die Gelüchteten aus dem Osten.

Die ersten Schritte waren die Kooperation mit der Organisation „Transkarpatische Organisation der lokalen Entwicklungsinitiativen“. Diese Organisation unterstützte uns mit den Nähmaschinen, die sie für uns aus Frankreich besorgt hat. Im zweiten Schritt haben wir eine Unterstützung aus Deutschland bekommen, von einer ukrainisch stammigen Deutschen, Ketrin Gerz. Diese hat für uns den hochwertigen Stoff Cordura 1100D besorgt, der in der Ukraine zu dieser Zeit nicht vorhanden war.  Sehr bald wurde auch eine kleine Nähfabrik unter der Leitung von Iryna Faik als Partner für die Zusammenarbeit ausgesucht und eine Idee zum Nähen gefunden: Die Tragetaschen für Starlinks und die Erste-Hilfe-Taschen.

Alles lief gut, wir übergaben die Nähmaschinen für Irinas Fabrik zur freien Verwendung, sowie ca. 150 m.  Stoff. Die Arbeit startete: Ein hochwertiges und gefragtes Produkt wurde hergestellt, 5 Mitarbeiter wurden eingestellt, darunter Einheimische und Geflüchtete. Wir begannen über eine Ausweitung der Produktion nachzudenken, über die Erschaffung von neuen Arbeitsplätzen. Aber während des Krieges kommt es immer wieder zu Umständen, die man überwinden muss.

Eine ernsthafte Herausforderung wurde für uns die Energiekrise, die durch den massiven Beschuss der Energieinfrastruktur entstanden war. Manchmal wurde an einem Arbeitssonntag der Strom nicht länger als drei Stunden geliefert. Die Menge der hergestellten Produkte ist erheblich zurückgegangen, während die Nachfrage nach Nähtaschen von Tag zu Tag stieg.

Auf der Suche nach einem Ausweg aus der aktuellen Situation und der Erkenntnis, dass es lange dauern wird, Gelder für den Kauf eines Generators zu sammeln, wandten wir uns an unseren neuen Partner, nämlich den Verein „Ukrainer in Karlsruhe“. Wir haben bereits während des Krieges sehr positive Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit ihnen gemacht und viel nützliche, qualitativ hochwertige und zeitnahe humanitäre Hilfe erhalten, die wir in die östlichen Regionen der Ukraine weitergeleitet haben. Und so bekamen wir auf unsere Anfrage zur Anschaffung eines Stromgenerators für die Nähproduktion auch eine positive Antwort. Der Generator wurde sehr schnell gekauft, mit optimaler Leistung und bestimmten spezifischen Eigenschaften. Für die Nähmaschinen sind die gewöhnlichen Generatoren kaum geeignet, da für den Start und den Betrieb von Elektromotoren eine saubere Sinuswelle benötigt wird. Die gewöhnlichen Generatoren erzeugen in der Regel einen modifizierten Sinus.

Wir bekamen also dank unserer Freunde aus Karlsruhe wieder den frischen Wind in den Rücken und gaben wieder Vollgas.

Liebe „Ukrainer in Karlsruhe“, wir danken Ihnen von Herzen für Ihr Vertrauen und diese unverzichtbare Hilfe, das gesamte Team der Nähfabrik, deren Gründerin Iryna Faik, schließt sich auch dem Dank an.

Zusammen sind wir eine unwiderstehliche Kraft! Frohe Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr!

Frieden, Gesundheit und Sicherheit für Ihre Familien! Danke! Ruhm der Ukraine!

Text: Rostyslav Martynyuk (Vorsitzender der Organisation „Huzulia“)
Fotos & Videos: Rostyslav Martynyuk